Sterbebegleitung, Trauerfeier und Beerdigung: Fragen und Antworten

Die Wege des Sterbens sind so vielfältig wie Menschen selbst. Zwischen tragischem Tod in der Kindheit und einem ruhigen Tod im Alter liegen viele Möglichkeiten. Sterben, Abschiednehmen und Trauern ist ein Weg, auf dem die Sterbenden und die Angehörigen Begleitung brauchen. Hier bieten die Kirchengemeinden eine Reihe von Hilfestellungen an. In vielen Kirchengemeinde gibt es Entlastungs- und Pflegedienste, die Kranke und Sterbende und ihre Familien durch Pflegekräfte und Zivilsdienstleistende unterstützen.

Es gibt in manchen Krankenhäusern auch Hospizbereiche, in denen der Weg des Sterbens durch intensive Begleitung, wenn nötig durch Schmerztherapien erleichtert wird, in denen aber vor allem die Angehörigen die Möglichkeit haben, den Sterbenden Menschen besser zu begleiten, als es im Betrieb des Krankenhauses oder zuhause manchmal möglich ist. In Krankenhäuser und Hospizen stehen Pfarrer und Pfarrerinnen als Seelsorger zur Verfügung. Die Gemeindepfarrer sind selbstverständlich bereit, Sterbende im Krankenhaus oder zuhause zu besuchen.

Was kann ein Pfarrer oder eine Pfarrerin für Sterbende und ihre Angehörigen tun?

Manchmal ergeben sich im Sterben sehr intensive Gespräche mit den Angehörigen, manchmal machen Sterbende die Erfahrung, dass sie ihr Leben bilanzieren möchten, Altes und Unbewältigtes noch bewältigen möchten. Manchmal möchten sie ein Ritual, das sie zum Loslassen und zum Sterben ermutigt, oft ist einfach Nähe und Trost ganz besonders wichtig.  Die Pfarrer und Pfarrerinnen haben eine Ausbildung in der Seelsorge und bieten Wegbegleitung an. Am Sterbebett können Gespräche geführt, Erinnerungen ausgetauscht, Lieder gesungen, Gebete gesprochen werden. Die Pfarrer reichen, wenn das gewünscht oder mit den Angehörigen abgesprochen ist, das Abendmahl und feiern einen Gottesdienst am Sterbebett.
In Unglücksfällen sind in einigen Städten Pfarrer und Pfarrerinnen als Notfallseelsorger schon am Unfallort und begleiten die Angehörigen, damit sie in Schock und Schmerz nicht allein sind, durch die ersten Stunden.

Ein Mensch muss sterben – wie soll ich mit der Wahrheit umgehen?

Oft verschlechtert sich die Lage eines sterbend Menschen Schritt für Schritt und die Einsicht in den unausweichlichen Tod ist für alle Beteiligten, den Sterbenden, die Angehörigen und Ärzte sehr schwer zu verarbeiten. Dabei fällt es den Angehörigen oft sehr schwer, herauszufinden, wann einem Schwerkranken noch Hoffnung gemacht werden kann und wann es für ein gelungenes Sterben hilfreich ist, offen über den Abschied sprechen zu können.  Manchmal gelingt es Sterbenden, aus der Einsicht in die Notwendigkeit des Sterbens große Energien zu ziehen und den Abschied von den Angehörigen  wirklich aktiv zu gestalten, manchmal auch nicht. Hier ist vorsichtig herausfinden, wie weit der sterbende Mensch selbst Wahrheit und Offenheit zuläßt. Unaufrichtigkeit und Sprachlosigkeit sind  für alle Beteiligten in der Regel auf lange Zeit viel schwerer zu ertragen als offene Tränen und Traurigkeit.

Was kann geschehen, wenn ein Mensch im Krankenhaus stirbt?

Sterben wird sehr erleichtert, wenn es gelingt, in Absprache mit dem Klinikpersonal einen Sterbenden möglichst intensiv zu begleiten, ihn nicht allein zu lassen – solange er nicht allein sein will – und eine ruhige und angenehme Atmosphäre zu schaffen. Es kann das Sterben erleichtern, wenn jemand da ist, etwas erzählt oder erinnert, die Hand hält, darauf achtet, daß der Sterbende etwas zu trinken bekommt oder seine Lage verändern kann. Bei all diesen  Fragen kommt es auf die Bereitschaft an, den Sterbenden zu beobachten und seine Wünsche und Bedürfnisse zu achten. In manchen Gemeinde gibt es die Einrichtung der ehrenamtlichen Sterbebegleitung. Hier sind Menschen, die ehrenamtliche Nachtwachen und Sterbebegleitung anbieten und viel Erfahrung und Einfühlsamkeit mitbringen.

Welche Möglichkeiten gibt es, zu Hause Abschied zu nehmen?

In den eigenen vier Wänden fühlen sich Sterbende oft viel geborgener und aufgehobener als im Krankenhaus. Darum ist es die Überlegung wert, ob es medizinisch und pflegerisch möglich ist, dass ein Mensch zuhause sterben kann. Pflegedienste bieten entsprechende Hilfsmittel und Hilfestellungen, es kommt aber auch auf Kraft und Bereitschaft der Angehörigen an, ob es gelingt, das sterben zuhause für einen Menschen möglich zu machen. Sterben zuhause bedeutet für die Angehörigen auch die Bereitschaft, Tag und Nacht zur Stelle zu sein. In dieser Nähe liegt eine große Chance, aber auch eine große Last. Gut ist es wenn mehrere Personen sich hier beteiligen können.

Der Todesfall – Was ist zu tun?

Zunächst muß ein Arzt gerufen werden, der den Tod eines Menschen feststellen kann. Ist die Todesursache unklar muss der Arzt die Polizei benachrichtigen und diese muss sicherstellen, dass es sich bei dem Tod nicht um die Folge einer Straftat handelt. Solange dürfen die Angehörigen den Ort, an dem die Leiche ist, nicht betreten oder verändern.
Ist die Leiche durch den Arzt oder die Polizei freigegeben, kann der Bestatter die Leiche übernehmen. Hier ist zu entscheiden, ob der Verstorbene zuhause aufgebahrt bleiben kann oder in die Leichenhalle des Bestattungsinstitutes transportiert wird. Einer Aufbahrung stehen im Normalfall keine Vorschriften im Wege

Welche Fragen sind mit dem Bestattungsinstitut, welche mit der Kirchengemeinde zu besprechen?

Im Gespräch mit dem Bestatter ist zu klären, welche Bestattungsform gewählt werden soll. Hier sind die Traditionen und Möglichkeiten regional verschieden. Der Bestatter übernimmt die Terminabsprache mit dem Friedhofsamt, bei einer Einäscherung auch mit dem Krematorium. Mit dem Beerdigungsinstitut wird das Grab, der Sarg, die Traueranzeige und die Trauerpost ausgewählt. Da die Kosten für Bestattungen erheblich sind, ist es sinnvoll, verschiedene Kostenvoranschläge einzuholen. der Bestatter regelt die Formalitäten mit dem Einwohnermeldeamt (Sterbeurkunde) und berät im Umgang mit Versicherungen, Verträgen und Testamenten des Verstorbenen.
Mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin der Kirchengemeinde wird der Ablauf der Trauerfeier und Beerdigung besprochen. Hierbei kann es um die Auswahl von Texten und Lesungen, um die musikalische Seite der Trauerfeier in Liedern und Instrumentalmusik gehen. Wichtig ist es, dem Pfarrer die Möglichkeit zu geben, sich in die Lage der Angehörigen, in das Sterbegeschehen und in die Person des Verstorbenen einfühlen zu können, damit die Trauerfeier auch persönlich gestaltet werden kann.

Welche Form der Bestattung soll gewählt werden?

Bei der Überlegung, welche Form der Bestattung gewählt wird, sollten nicht allein finanzielle Erwägungen oder praktische Fragen um die Grabpflege eine Rolle spielen, sondern auch die Frage, welche Form der Bestattung dem Abschiednehmen und trauern hilft. Neben der allgemein üblichen Erdbestattung des Sarges in einem Grab hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Einäscherung mit Urnenbeisetzung etabliert.

Als neuer Trend gilt die anonyme Beisetzung, das heißt die Beisetzung auf einem anonymen Gräberfeld. Hier zeigt die Erfahrung, dass viele Angehörige mit dieser Form in ihrer Trauer nicht zurecht kommen und auf eine nachträgliche Umbettung in ein gemietetes Grab hinwirken. Das ist aber durch die Friedhofssatzung oft nicht möglich. In einigen Städten gibt es Friedhöfe, auf denen eine Grabpflege der Gräber nicht Bedingung ist (Grabstätte ohne Verpflichtung) und neuere Bestattungsformen (z.B. in Friedwäldern).

Wo soll die Trauerfeier stattfinden?

Wenn der Verstorbene eine enge Beziehung zur Kirchengemeinde hatte, sollte über eine Trauerfeier in der Kirche nachgedacht werden. Trauerfeiern auf den Friedhöfen haben in der Regel in größeren Städten einen engen Zeitrahmen (15-20 Minuten) und kosten Gebühren. Es gibt Bestatter, die über eigene Trauerhallen verfügen.

Wie sieht eine Trauerfeier aus?

Je nach der Situation auf dem Friedhof und er gewählten Bestattungsform wird die Trauerfeier einen anderen Ablauf haben.
Bei einer Erdbestattung mit einem Sarg kann die Trauerfeier in der Kirche oder der Friedhofskapelle nach folgenden Beispiel ablaufen:

Orgelvorspiel (Instrumentalmusik)
Eingangswort
Lied
Biblische Lesung
Lied
Predigt oder Ansprache
Lied oder Instrumentalmusik
(Möglichkeit zu Ansprachen von Angehörigen)
Gebet
Segen
Orgelnachspiel und Auszug zum Grab

Bei einer Trauerfeier zur Einäscherung werden sich die Trauernden in der Trauerfeier am Sarg verabschieden können. Am Grab wird nach dem Absenken des Sarges oder der Urne in einem kleinen Ritus des Vater unser und der Segen gesprochen. Dann ist Gelegenheit für die Trauernden, persönlich am Grab Abschied zu nehmen. Oft werden Blumen oder mit einer Schaufel Erde in das Grab geworfen.

Welche Musik macht in der Trauerfeier Sinn?

Musik kann Traurigkeit und Zuversicht, Verzweiflung und Erlösung zum Ausdruck bringen. Die Trauerfeier ist als Gottesdienst in der Regel in Orgelvor- und Nachspiel eingebunden.  Aber der Einsatz von anderen Instrumenten ist selbstverständlich möglich. Sehr schön ist es,  wenn Angehörige oder Freunde sich an der musikalischen Ausgestaltung beteiligen.

Auch dem musikalischen Rahmen sind hier keinen Grenzen gesetzt. Im Bereich von Klassik, Kirchenmusik, Pop und Jazz gibt es viele angemessene Stücke, insbesondere dann, wenn sie dem Verstorbenen lieb war. Problematisch ist allerdings das Abspielen von Musikkonserven, da hier eine Verfremdung der Situation stattfindet, die genau überlegt werden sollte.

Wichtig ist die Frage, ob die Stücke thematisch passen.  Oft sind die Orgeln in den Friedhofskapelle auch nur bedingt für anspruchsvollere Stücke brauchbar.

In der christlichen Tradition gibt es sehr viele alte und wenige neue Trauerlieder. Es ist überlegenswert, ob bewusst Lieder, die in der Ökumene bekannt sind, ausgesucht werden sollen, moderne oder alte, je nach Singvermögen und Traditionsbewusstsein der Trauergäste.

Hier eine Auswahl:
99 EG Christ ist erstanden (Ostern, Auferstehung)
361 EG Befiehl du deine Wege  (ökumen.)
Brich herein, süßer Schein
Die Herrlichkeit der Erden
16 EG Die Nacht ist vorgedrungen (Adventszeit)
Ich weiß, woran ich glaube
Laß mich dein sein und bleiben
529 EG Ich bin ein Gast auf Erden (bekannt, ökumen.)
Weiß ich den Weg auch nicht
In dich hab ich gehofft
Ich steh in meines Herren Hand
398 EG In dir ist Freude in allem Leide (bekannt)
Jesus ist kommen, Grund ewiger Freude
Jesus lebt, mit ihm auch ich
396 EG Jesu, meine Freude (bekannt)
Jerusalem, du hochgebaute Stadt
Jesus, meine Zuversicht
Komm, o komm, du Geist des Lebens
Mit Ernst, o Menschenkinder
Meinen Jesus laß ich nicht
Nun bitten wir den Heiligen Geist
Wer weiß, wie nahe mir mein Ende
Machs mit mir, Gott nach deiner Güt
o Tod, wo ist dein Stachel nun
Stern auf den ich schaue
376 EG So nimm denn meine Hände (bekannt, ökumen)
Stark ist meines Jesu Hand
Sollt ich meinem Gott nicht singen
Mitten wir im Leben sind
Valet will ich dir geben
Wachet auf, ruft uns die Stimme
Warum sollt ich mich denn grämen
372 EG Was Gott tut, das ist wohlgetan  (bekannt)
Wenn mein Stündlein vorhanden ist
Was mein Gott will, das geschah allzeit
Wenn wir in höchsten Nöten sein
Wer kann dich, Herr verstehen
369 EGWer nur den lieben Gott läßt walten (bekannt. ökumen)
o Welt, ich muß dich lassen
Wie soll ich dich empfangen

moderne Lieder:
652 EG Von guten Mächten wunderbar geborgen (Text: Dietrich Bonhoeffer)
534 Herr lehre uns , daß wir sterben müssen

Sollen Kinder an der Trauerfeier teilnehmen?

Kinder haben ein großes Gespür für Stimmungen und Gefühle. Ihnen entgeht nicht, ob Eltern oder Verwandte traurig sind.  Auch sie machen Trauerprozesse durch, müssen loslassen lernen und brauchen Begleitung, sofern schon alt genug, das Gespräch um den Tod. Kinder bauen wie Erwachsene an ihrem Bild vom Leben und vom Sterben. Es ist daher sehr wichtig, daß sie von dem Abschiedsweg nicht ferngehalten werden.
Wenn die Kinder stark betroffen sind, hilft ihnen, etwas von sich selbst abgeben zu können, ein Geschenk ins Grab zu geben, ein Bild zum Abschied oder einen Brief.

Kann ein Mensch , der nicht der Kirche angehörte, mit einer evangelischen Trauerfeier beerdigt werden?

Ausnahmsweise, wenn keine eindeutige Ablehnung durch den Verstorbenen bekannt ist und die evangelischen Angehörigen es wünschen, ja.

Welche Kosten kommen für eine Beerdigung von kirchlicher Seite auf die Angehörigen zu?

Von kirchlicher Seite für die Trauerfeier in der Regel keine, wenn der Verstorbene zur Gemeinde gehört hat – eventuell Fahrtkosten für den Gemeindepfarrer oder, wenn es sich um einen evangelischen Friedhof handelt, entsprechende Gebühren für Grab und Trauerhalle.