Jugendarbeit während der Corona Pandemie

Menschen in unserer Gemeinde

Jugendarbeit während der Corona Pandemie

Seit 2012 ist Nicole Förster die Jugendleiterin in der ev. Gemeinde Erkrath. Vorher war sie als Erzieherin in der Kita Regenbogenland in Unterbach tätig. Mit Beginn der Tätigkeit als Jugendleiterin ließ sie sich zur Diakonin ausbilden, um ihrem Auftrag „Verkündung“ gerecht zu werden und somit religionspädagogische Angebote für Kinder und Jugendliche besser anbieten zu können.

Mit Nicole habe ich über ihre Arbeit gesprochen, die sie seit Beginn der Corona Pandemie unter besonderen Bedingungen durchführen muss.

Treffpunkt: Nicole, seit März 2020 sind wir alle in unterschiedlichster Art und Weise von der Corona Pandemie betroffen. In Deiner Arbeit ist der persönliche Kontakt zu Kindern und Jugendlichen besonders wichtig. Wie hat sich die Pandemie auf deine Arbeit ausgewirkt?

Nicole: Die Pandemie hat meine Arbeit ganz erheblich verändert. Es mussten neue Möglichkeiten gefunden werden, um den Kontakt zu halten. Es gab deshalb im vergangenen Jahr unterschiedliche Arbeits- und Ansatzmöglichkeiten. Zuerst gab es ab März 2020 einen kompletten Lockdown, ohne Angebote für die Kinder. Im Frühsommer 2020 konnten wieder Angebote unter besonderen Hygienestandards erfolgen. Unter Berücksichtigung aller Auflagen gab es Gruppenangebote, wobei die Gruppen aufgeteilt und verkleinert wurden. Viele Aktivitäten wurden nach draußen verlegt. Als im November 2020 der 2. Lockdown folgte, haben wir Angebote im digitalen Bereich aufgebaut und umgesetzt.

Treffpunkt:
Wie erfolgte dann der Kontakt mit den Kindern und Jugendlichen?

Nicole: Früher hatte ich einen direkten Kontakt zu den Kindern mit ganzheitlicher Erfahrung. Wenn es Probleme gab, waren sie schnell erkennbar und Einzelgespräche spontan möglich.

Mit dem Angebot des „digitalen Jugendtreff“ wurde die Möglichkeit geschaffen zumindest wieder digitalen Kontakt zu haben. Dabei habe ich festgestellt, dass die Kinder und Jugendliche sehr gut und diszipliniert mit dem Medium umgehen können und sich sehr gefreut haben, sich wenigstens sehen zu können.  Im digitalen Jugendtreff gibt es Onlinespiele, Fragen können gestellt und diskutiert werden. Leider ist diese Form zu distanziert und es werden nicht mehr alle erreicht. Es fehlt insbesondere die Möglichkeit zum 2er-Gespräch. Die Nähe, die sonst zwischen mir und den Jugendlichen aufgebaut wird, fehlt. Es ist sehr gut, dass ich die Kinder und Jugendlichen bereits aus den früheren Treffs kenne.

Treffpunkt: Wie bist Du mit der fehlenden Nähe zu den Kindern umgegangen?

Nicole:
Das war wirklich ein Problem und es entstand die Idee der Digitalen Sprechstunde „Auf ein Wort“. Dort gibt es jetzt die Möglichkeit des digitalen Einzelgesprächs, die auch genutzt wird, sowohl von den Kindern und Jugendlichen zu mir als auch umgekehrt.

Treffpunkt: Wie hat Corona deine Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen verändert und geprägt?

Nicole: Durch die Pandemie mussten wir uns komplett neu aufstellen und erfinden. Neue Formen der Jugendarbeit mussten gefunden und umgesetzt werden. Seitdem wir mit Zoom eine Lizenz für digitale Videomeetings haben und den digitalen Jugendtreff und die Kindergruppe Konfettis XL anbieten können, hat sich meine Arbeit sehr geändert und bleibt prägend, auch in der Zukunft.

Treffpunkt: Haben die digitalen Angebote funktioniert? Hätte etwas besser laufen können im Rückblick?

Nicole: Grundsätzlich werden die Angebote von den größeren Kindern und Jugendlichen gut angenommen. Schwieriger ist es mit den Kleinen, den „Konfettis“, für die im Gegensatz zu den Schulkindern digitale Treffen noch schwierig oder unmöglich sind. Da ist es sehr schwierig, den Kontakt zu halten. Soweit bereits ein älteres Geschwisterkind den digitalen Treffpunkt nutzt, ist es etwas einfacher.

Treffpunkt: Welche positiven Erfahrungen konntest Du mitnehmen?

Nicole: Ohne den Lockdown wären die Ideen für die digitalen Angebote wie digitaler Jugendtreff und digitale Sprechstunde nicht entstanden. Einige Formate werden wir beibehalten. Und ich habe auch erfahren können, dass den Kindern und Jugendlichen die Gruppen wichtig sind und vermisst werden.

Treffpunkt: Was waren die negativsten Erfahrungen?

Nicole: Dass wir für die kleineren Kinder keine Gruppen anbieten konnten. Gerade für sie und ihre Entwicklung sind die Treffen in einer Kleingruppe besonders wichtig. Zu Ostern gibt es für sie deshalb ein „analoges“ Angebot. Für die Kindergruppenkinder haben wir eine kleine Oster-Hasi-Überraschungs-Tüte vorbereitet, die vor den Ostertagen im Freien übergeben wird.

Treffpunkt: Hast Du ehrenamtliche Helfer und Helferinnen?

Nicole: Seit dem vergangenen Jahr unterstützen mich zwei Jugendliche, Jonathan Dudek und Henning Adam, sehr aktiv. Sie waren bereits bei den Konfettis von Anfang an als Teilnehmer dabei und nehmen nun jährlich an einer Schulung beim CVJM Westbund in Wuppertal teil, um immer mehr in die Aufgaben und auch Verantwortung ihres Ehrenamtes hineinzuwachsen. Vor Ort werden unsere Ehrenamtler/innen von mir weiter begleitet und gefördert. Beim offenen Jugendtreff werde ich seit Jahren von Maximilian Duckstein ehrenamtlich unterstützt, der auch beim derzeitigen digitalen Format dabei ist. Natürlich gibt es auch weitere Ehrenamtler/innen die vor Corona die analoge Arbeit tatkräftig unterstützt haben und darauf warten wieder in die „normale“ Gruppenarbeit einzusteigen. Jonathan und Henning sind gerade in dieser schwierigen Zeit sehr engagiert und bringen ihre Ideen und ihr technisches Verständnis ein, wie z.B. beim Videoformat „AN(GE)DACHT“. Auf der Internetseite www.erkrath.ekir.de anzuschauen und beim diesjährigen ökumenischen Kreuzweg der Jugend. Über dieses jugendliche Engagement freue ich mich sehr.

Treffpunkt: Du bist in den sozialen Medien sehr engagiert. Ich sehe dich mit der ev. Jugendarbeit und auch mit Posts zu Aktivitäten in der Gemeinde u. a. auf Facebook und Instagram. (https://www.facebook.com/jugendarbeiterkrath)
Nicole:
Mir ist es wichtig, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, sie abzuholen. Und ich möchte die Jugendarbeit der ev. Kirche transparent machen und zeigen, dass sie modern und nicht altbacken ist. Dabei gebe ich auch den Eltern die Möglichkeit, etwas hinter die Kulissen zu schauen. Zeigen, was wir machen.

Treffpunkt: Was wünschst Du Dir für die Zukunft?

Nicole: Ich wünsche mir, dass die Kinder und Jugendlichen gut durch die Pandemie kommen und nicht auf der Strecke bleiben, da durch die fehlenden Kontaktmöglichkeiten die Nöte und Probleme vielleicht nicht erkannt werden. Dass wir alle gesund bleiben und bald eine Rückkehr zur Normalität möglich ist.

Treffpunkt: Liebe Nicole, vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Petra Albrecht-Finklenburg