Vor uns die Sintflut?

Was bedeuten diese Unwetter?

Extreme Naturereignisse kannten auch die Verfasser der Bibel.

Die Geschichte von der Sintflut steht in der Bibel, im ersten Buch Mose, ziemlich am Anfang. Die Hauptrolle darin spielt ein Schiff, die Arche. Darin überstanden Noah und seine Familie die Sintflut. Von allen Tierarten war ein Paar mit an Bord des Schiffes.

In der biblischen Geschichte schickte Gott die Flut. Weil die Menschen eigensüchtig und gewalttätig lebten, ließ er alles in der Flut untergehen. Aber Noah, seine Familie und die Tiere in der Arche überlebten.

Unklar ist, ob es im Altertum wirklich eine solche Flutkatastrophe gegeben hat. Aber klar ist, dass dies ein Thema bis heute ist. Gerade die Alt-Erkrather haben es in dieser Woche am eigenen Leibe erleben müssen.

Sicher ist: Wasser ist zu allen Zeiten nicht nur lebensspendend, sondern auch zerstörerisch. Und fast jede Kultur der Welt kennt solche Berichte von verheerenden Fluten.

Jede Naturkatastrophe erinnert auch heute daran, dass unser Leben bedroht ist. Und derartige Ereignisse nehmen zu. Wir versuchen, sie zu beherrschen, aber es gelingt nicht immer. Viele Kirchengemeinden unserer Evangelischen Kirche im Rheinland hat es viel schwerer getroffen als uns, dort sind große Schäden an Leib und Leben, außerdem an Kirchengebäuden entstanden.

Unser deutsches Wort Sintflut enthält das Wort „Sünde“. „Sintflut“ bedeutet ‘allgemeine Flut, große Überschwemmung’. Aber schon seit vielen Jahrhunderten vermischt sich die Bedeutung des Wörtchens „sint“ mit „Sünd“. „Sint“ bedeutet ganz einfach „allgemein, groß“, Sünde aber bedeutet Schuld und Vergehen. Aus der allgemeinen, großen Flut wurde im Verständnis der Menschen eine Flut „wegen ihrer Sünden“.

Das Wort Sünde hat immer noch eine tiefe Bedeutung. Irgendwo wissen das die meisten auch. Auch wenn man von „Ess-Sünden“ oder „sündhaft teuren Klamotten“ spricht, ist Sünde nicht einfach moralisches Fehlverhalten, das eigentlich gar nicht so schlimm ist. Sünde ist in Wahrheit, wenn man tut, was den Menschen und der Natur nicht gut tut.

Weil das viele wissen, kommen bei Naturkatastrophen auch immer wieder die Ängste vor einer neuen Sintflut hoch. Solche Naturgewalten bedrohen Menschen leider regelmäßig, auf der ganzen Welt – nun sind sie auch bis zu uns vorgedrungen.

Aber was auch geschieht – mit einer Strafe Gottes haben sie rein gar nichts zu tun!

Wissenschaftler und Ökologen prangern seit Jahrzehnten den westlichen Lebensstil an. Dass der Mensch sich die Erde untertan machen soll, wie es am Anfang der Bibel steht, ist offenbar gründlich falsch verstanden worden als Auffforderung zum Raubbau an der Natur.

Die Geschichte von der Sintflut wie auch das Hochwasser dieser Woche lösen eine tiefsitzende Angst aus. Auch wenn die Zusammenhänge nicht eindeutig nachgewiesen werden können, die Erderwärmung ist Fakt. Die Ausbreitung der Wüsten ebenso. Nun ist bis zu uns vorgedrungen, was wir sonst nur im Fernsehen von anderen Gegenden der Erde sehen.

Natürlich trägt niemand für sich allein die Schuld daran. Aber tief im Herzen weiß man, dass alles, was man tut, Folgen hat. Der Spruch „Nach mir die Sintflut“ deckt auf, was man befürchtet: bestraft zu werden für das Leben, so wie man es führt.

Die Sintflutgeschichte ist eine Geschichte der Rettung: Die Hoffnung daraus ist doch, eben nicht zu handeln, als ob jeder Tag der letzte wäre. Sondern darauf zu vertrauen, dass Gott diese Welt erhält und auch das eigene Leben trägt.

Noah sorgte dafür, dass alle Menschen und jede Tierart eine Zukunft haben sollten. Wenn wir das durch einen überlegteren Lebensstil auch täten, hätte der Spruch „Nach mir die Sintflut“ ausgedient.

Gisela Kuhn

Und hier noch das  Rundschreiben von Präses Dr. Thorsten Latzel

und der Aufruf der  Hochwasserhilfe – Erkrath hält zusammen