„In Rechter Ordnung Lerne Jesu Passion“ – so lautete der Merksatz für die Sonntage der Passionszeit, der mir im Theologiestudium mitgegeben wurde. Invocavit, Reminiszere, Okuli, Lätare, Judika, Palmarum. Begriffe, die Ihnen vielleicht schon einmal begegnet sind und deren deutsche Übersetzungen nicht unbedingt selbsterklärend sind.

Die Passionszeit beginnt an Aschermittwoch. In der katholischen Kirche ist es üblich, an diesem Tag das Aschekreuz auf der Stirn oder dem Handrücken zu empfangen und um Vergebung für Verfehlungen zu bitten. Auf diesen Tag folgen die genannten Sonntage, die als Buß- und Fastenzeit begangen werden. Mit Palmsonntag beginnt schließlich die Karwoche, die Woche vor Ostern.

An Gründonnerstag gedenken wir des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Dabei hat „Grün“ erst mal nichts mit der Farbe zu tun, sondern kommt von dem altdeutschen Wort „greinen“ für „weinen“. Gerade die Nacht nach dem Mahl treibt die Jünger in die Verzweiflung: Sie haben geschlafen, als sie Jesus versprochen haben, während seines Gebets im Garten Gethsemane wach zu bleiben. Einer hat Jesus verraten.

Sie alle müssen erleben, wie sich dieser Albtraum am Freitag mit der Verhaftung und Verurteilung Jesu fortsetzt. Die Verurteilung, deren Ergebnis sofort vollstreckt wird: Der Tod am Kreuz. Dieses Ereignisses gedenken wir am Karfreitag („kara“ im althochdeutschen für „klagen, weinen“). Gottesdienste enden an diesem Tag mit der Feststellung, dass Jesus tot ist.

Der sich anschließende Samstag steht als Karsamstag im Zeichen der Trauer – bis in der Nacht oder am frühen Morgen des Sonntags der Ruf „Er ist erstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden!“ davon kündet, dass die Frauen das Grab leer vorgefunden haben und ihnen kurz darauf Jesus erschienen ist. Dieser Ruf war schon in den Anfängen des Christentums der österliche Gruß, der die Freude darüber, dass Jesus mit seiner Auferstehung den Tod überwunden hat, zum Ausdruck bringt.

Dieses Fest der österlichen Freudenzeit endet nicht an Ostermontag, sondern erstreckt sich über die folgenden Sonntage, die im Studium mit dem Merksatz gelehrt wurden: „Quitten Müssen Junge Christen Roh Essen.“ Quasimodogeniti, Misericordias Domini, Jubilate, Cantate, Rogate, Exaudi. „Wie die neugeborenen Kinder“ sollen wir die „Barmherzigkeit Gottes“ „bejubeln“, aus Freude „singen“, „beten“ und nach Christi Himmelfahrt unsere Osterfreude nicht verlieren, sondern weiter in die Welt tragen.

 

Unter www.kirchenjahr-evangelisch.de finden Sie den liturgischen Kalender der evangelischen Landeskirchen, der neben den liturgischen Stücken in wenigen Sätzen umreißt, worum es inhaltlich an dem entsprechenden Sonn- oder Feiertag geht.

Eine Dornenkrone hängt an einer weißen Wand, im oberen Bildrand ist ein Rest Holzvertäfelung zu sehen.